(Solo-)Selbständigkeit ist erstrebenswert und wichtig – weniger Bürokratie und Rechtssicherheit auch! – Teil 1

Im Jahr 2023 gab es in Deutschland insgesamt rund 45,8 Millionen Erwerbstätige. Rund 41,9 Millionen Personen waren abhängig beschäftigt und rund 3,9 Millionen Personen selbstständig, davon etwa die Hälfte als Solo-Selbstständige.

Bedeutung der (Solo-)Selbständigkeit

Das ifo Institut schätzt, dass durch eine bessere Nutzung der soloselbständigen Wissensarbeit ein volkswirtschaftliches Wachstumspotenzial von mehr als 200 Milliarden Euro realisiert werden könnte.

Solo-selbständige Wissensarbeiter tragen wesentlich zum Wachstum unserer Volkswirtschaft bei. Sie spielen eine wichtige Rolle im Innovationsprozess. Deutschland verschenkt Wachstumspotenziale. Eine Erhöhung der Quote der Solo-Selbstständigkeit in der Wissensarbeit in Deutschland auf das Niveau von Ländern wie Südkorea wäre mit einem Wachstumsimpuls von knapp einem Prozentpunkt verbunden.

Besonders signifikant ist der positive Zusammenhang mit dem Wirtschaftswachstum in der Hochtechnologie und den wissensintensiven Dienstleistungen, zu denen auch die IT-Dienstleistungen zählen. Gerade der wachsende Einfluss von KI und der damit verbundene technologische Fortschritt bringen sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich, die die Zukunft der Arbeit in Deutschland maßgeblich beeinflussen werden. Eine McKinsey-Studie prognostiziert, dass bis 2030 bis zu 30 Prozent der heute geleisteten Arbeitsstunden durch generative KI automatisiert werden könnten.

MINT-Berufe und andere hochqualifizierte Berufe werden laut McKinsey stark nachgefragt, während die Nachfrage nach Berufen wie Büroangestellte, Produktionsmitarbeiter und Kundendienstmitarbeiter zurückgehen wird. Gerade Deutschland kann von einer höheren Produktivität profitieren. KI bietet Deutschland die Chance, seine Wettbewerbsfähigkeit im globalen Markt zu steigern und neue wirtschaftliche Chancen zu erschließen. Durch eine proaktive Gestaltung der Rahmenbedingungen und Investitionen in Bildung kann Deutschland die Vorteile von KI nutzen und gleichzeitig die Herausforderungen meistern. Hier nur auf das Potenzial von Festangestellten zu setzen, ist schlicht töricht. Solo-Selbständige sind wichtig für unsere Volkswirtschaft und den Erhalt unseres Wohlstands.

Selbstbild der Selbständigen

Wie sehen sich Selbständige eigentlich selbst? Welche Einflüsse erleben sie von außen? Was sind ihre größten pain points? Was sollte sich ändern? Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln e. V. hat dazu kürzlich eine Studie veröffentlicht, die auf einer Befragung von über 6.300 Selbständigen basiert.

Rund 85 Prozent der befragten Selbstständigen üben ihre Tätigkeit hauptberuflich aus und sind Einzelunternehmer. Zwei von drei arbeiten in ihrem erlernten Beruf. 60 Prozent arbeiten zu Hause oder in eigenen Räumen. Sie sind im Durchschnitt seit 15 Jahren selbständig.

Über 90 Prozent der Befragten sind „mit ganzem Herzen selbständig“. Die überwiegende Mehrheit der Befragten ist mit ihrer Arbeit und ihrem Leben insgesamt sehr zufrieden.

Die Freiheitsgrade bei der Wahl der Arbeitszeit, des Arbeitsortes und der allgemeinen Arbeitsgestaltung sind sehr hoch und höher als bei abhängig Beschäftigten.

Selbstständige arbeiten immer “selbst und ständig”? Die Befragung zeigt ein anderes Ergebnis: Weniger als 10% der gewerblich Soloselbstständigen arbeiten mehr als 50 Stunden pro Woche – “selbst und ständig” ist also ein Mythos.

Selbstständige sorgen nicht fürs Alter vor? (Solo-)Selbstständige verfügen der Studie zufolge deutlich häufiger als abhängig Beschäftigte über (schuldenfreies) Wohneigentum, vermietete Immobilien und Wertpapiere.

Selbstständige Wissensarbeit scheint also für den Einzelnen sehr erstrebenswert zu sein. Und sie dient unserer Volkswirtschaft und unserem Wohlstand.

Im zweiten Teil des Beitrags werde ich herleiten, warum Rechtssicherheit im Sinne der Selbständigkeit für den Einzelnen wichtig ist. Anschließend werde ich einen Vorschlag unterbreiten, wie Deutschland diese Rechtssicherheit auch im Zusammenhang mit dem Europäischen Gerichtshof (EuGH) herstellen könnte.

 

Dieser Beitrag beruht auf jahrzehntelanger intensiver Zusammenarbeit mit (Solo-)Selbständigen und eigener Selbständigkeit, auch aufgrund des Geschäftsmodels von OURLANCE und einer jüngst veröffentlichen Studie des „Institut der deutschen Wirtschaft Köln e. V.“. Unser Dank gilt allen Partnern und den Studien-Sponsoren Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V., Verband der Gründer und Selbstständigen Deutschland (VGSD) e.V. sowie dem Bundesverband für Selbstständige Wissensarbeit e.V..

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