Kosten unbesetzter Stellen und Tagessätze von Freelancern

Ein Artikel aus dem Personalmagazin hat die Berechnung der Kosten unbesetzter Stellen vorgestellt. Dies hat mich dazu ermuntert, die „Cost of Vacancy“ im Verhältnis zum Tagessatz eines (solo-) selbständigen Wissensarbeiters zu setzen.

Grundsätzlich drückt die Kennzahl „Cost of Vacancy“ aus, welche Kosten entstehen, wenn eine Stelle unbesetzt bleibt. Der HR-Experte Prof. Dr. John Sullivan (Verlinkung auf Dr John Sullivan -Talent Management Thought Leadership) hat zu der Berechnung der “Kosten unbesetzter Stellen” eine Formel entwickelt.

Ausgangspunkt ist das Bruttojahresgehalt, welches auf den Arbeitstag umgelegt wird. Bei einer 5-Tage-Woche können für Deutschland 230 Arbeitstage pro Kalenderjahr angesetzt werden. Der Wichtigkeitsfaktor der Stelle (1, 2 oder 3) gibt die Wertschöpfung der Position wieder. Sicherlich sind Führungskräfte, Spezialisten oder Experten mit dem hohen Faktor 3 zu belegen.

Weiter nimmt die durchschnittliche Recruitingzeit Einfluss auf die „Cost of Vacancy“. Laut Bundesagentur für Arbeit lag die durchschnittliche Vakanzzeit im Jahr 2010 noch bei 57 Tage. 2021 hatte sich der Wert mit 119 Tagen bereits mehr als verdoppelt. Für viele Berufsbilder wie im Bau, dem Gesundheitswesen oder der IT sind über 180 Tage bis zur Besetzung mehr als realistisch.

Die Formel für die Berechnung lautet wie folgt:

(Jahresgehalt : Ø Arbeitstage pro Jahr) x Faktor x Ø Recruitingzeit = CoV

Ein konkretes Rechenbeispiel für einen SAP-Berater mit 3-5 Jahren Berufserfahrung und 90.000 Euro Bruttojahresgehalt ergeben über 200.000 Euro für die Kosten der unbesetzten Stelle:

(90.000 : 230) x 3 x 180 = 391,30 x 3 x 180 = 1173,91 x 180 = 211.304 Euro

Bei einem Wertschöpfungsfaktor von 3 sind diese Kosten dieser unbesetzten Stelle pro Arbeitstag also bei rund 1200 Euro. Ein vergleichbarer Freelancer aus dem gleichen beruflichen Umfeld hat häufig, je nach Spezifikation und anderer Faktoren wie Einsatzdauer oder Region, einen niedrigeren Tagessatz. Selbstverständlich sind diese Rechnungen exemplarisch. Und man kann die Wertschöpfung eines Freelancern auch nicht nur in Relation zu den „Cost of Vacancy“ setzen.

Ich höre öfter: “Freelancer sind zu teuer”. Meine Bitte an einige Ansprechpartner auf Seiten der Nachfrager: relativiert für euer Unternehmen diese Aussage.  Bitte betrachtet die Wertschöpfung des Freelancers und vergleicht dies auch mit den wirklichen Vollkosten eines vergleichbaren angestellten Mitarbeiters. Diese Kosten pro gearbeiteter Stunde liegen häufig deutlich höher als in vielen Unternehmen angenommen wird (Prämien, Urlaubs- und Weihnachtsgelder, Firmenrente, Versicherungen, Urlaub, Essenszuschüsse, Dienstwägen, Fortbildung etc.).

Der Einsatz von (solo-)selbständigen Wissensarbeitern birgt viele Vorteile, unter anderem:

  • Größere Flexibilität, auf entsprechende Auftragslagen reagieren zu können
  • Planbarkeit des Einsatzes
  • Erforderliches Spezial-Know-how zum Teil nur selbständig „einkaufbar“
  • Berücksichtigung der Veränderung der Arbeitswelt
  • Blick von Außen hilft intern besser zu werden

Weiter sollte die Steigerung der Zufriedenheit der internen Mitarbeiter nicht außer Acht gelassen werden. Die Zusammenarbeit befruchtet das Wissen und entlastet häufig in der täglichen Arbeit.

Ja, natürlich verursachen Freelancer Ausgaben. Aber: Es gibt viele gute Gründe, weshalb erfolgreiche Unternehmen auf den Einsatz von externen Projektmitarbeitern in Form von Freelancern setzen!

Beste Grüße

Matthias
Tel.: 06227 6989302
mr@ourlance.de

 

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