Kalkulationsgrundlagen für Freelancer – Teil 2
Rund 1,8 Millionen oder 50,4 Prozent der Selbständigen haben keine Angestellten und gelten damit als Soloselbständige. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zu unserem Wohlstand.
Gerade für neue Selbstständige ist es schwierig, den Stundensatz zu kalkulieren. Doch wie berechnet man diesen? Welcher Stundensatz ist nicht zu hoch? Und welchen Stundensatz benötige ich mindestens?
Start mit den Ausgaben
Es empfiehlt sich, zunächst die privaten Ausgaben zu kalkulieren. Nehmen Sie einen Zeitraum von mindestens 3 Monaten, da sich die Zahlungen wiederholen, manche nur quartalsweise. Vergessen Sie nicht die nur jährlich wiederkehrenden Ausgaben oder den Wertverlust des Autos.
Der nächste Schritt ist die Ermittlung der zu erwartenden betriebsbedingten (Zusatz-)Kosten. Hier bitte Berufshaftpflicht- und Unfallversicherung, Raummiete, PKW, Bahncard etc. pauschal erfassen. Zusätzlich zum Bruttogehalt eines Festangestellten zahlt der Arbeitgeber Sozialversicherungsbeiträge (Renten-, Pflege- und Krankenversicherung). Der Anteil variiert von Jahr zu Jahr und ist abhängig vom Gehalt, als Faustformel kann man ca. 1,25 zum Brutto dazu rechnen, aber besser mit dem Steuerberater sprechen. Der Anteil muss noch zum Brutto des Arbeitnehmers addiert werden, dafür gibt es Rechner im Internet (bitte auf das richtige Kalenderjahr achten). Für die Steuern hat das BMAS einen Steuerrechner im Internet hinterlegt.
Auslastung als wesentlicher Faktor
Planen Sie eine realistische Auslastung der nicht abrechenbaren Tage (die folgenden Richtwerte sind nur ein Vorschlag):
– Wochenende (104 Tage)
– Feiertage (13 Tage)
– Urlaub (25 Tage)
– Krankheitstage (10 Tage)
– Weiterbildung (10 Tage)
– Tage für Akquisition, Marketing und Verwaltung (mind. 2 Tage/Monat: 25 Tage)
Gerade der letzte Punkt variiert stark von Kompetenz zu Kompetenz und sollte realistisch eingeschätzt werden. Hier helfen einschlägige Foren und Kontakte zu bereits aktiven Freiberuflern. Wichtig auch hier: in der eigenen Kompetenz!
Realistischer Stundensatz
Auch bei der Einschätzung des zu erzielenden Stundensatzes können Foren helfen. So kommt man z.B. auf ca. 200 Arbeitstage im Jahr bzw. 17 im Monat und kann ca. 135 h im Monat leisten. Verglichen mit einem Bruttolohn in Deutschland von ca. 4.000 Euro im Monat kommen Sie bereits auf einen Stundensatz von ca. 30 Euro. Angenommen, Sie haben als Selbständiger monatliche Fixkosten von nur 1000 Euro im Monat, dann müssen Sie im Vergleich 5000 Euro erwirtschaften. Und 1000 Euro sind wirklich knapp kalkuliert, Kosten für Büro, Computer, Drucker, Fahrtkosten, Weiterbildung, Steuerberater etc. summieren sich schnell. Das treibt den Stundensatz schon auf deutlich über 35 Euro.
Mit Sozialversicherung (AG-Anteil) steigt der Vergleichswert auf ca. 5.700 Euro. Bei abrechenbaren 135 h sind wir dann schon bei einem Stundensatz von deutlich über 40 Euro, bei einer Auslastung von 70 % bereits bei ca. 60 Euro. Zieht man für diese einfache Rechnung den durchschnittlichen Bruttomonatslohn als Vergleich heran, kommt man schnell auf einen Stundensatz von 60 Euro ohne Gewinnzuschlag bzw. Risikozuschlag.
Ein Risikozuschlag für die Selbstständigkeit sollte jedoch einkalkuliert werden und dient der Bildung von Rücklagen für Investitionen oder für schlechtere Zeiten. Üblich ist ein Zuschlag von 10 – 15 %.
Eine grobe Faustformel im IT-Bereich lautet: Der IT-Freelancer muss das Doppelte des Bruttostundenlohns eines vergleichbaren Angestellten pro Stunde berechnen, damit sich die Selbständigkeit am Ende des Jahres gegenüber der Festanstellung finanziell rechnet.
Viele Honorare werden als Pauschalhonorar vereinbart, d.h. inklusive Reisezeit, Reisekosten, Übernachtungskosten etc. Insofern müssen Sie die Frage „mit oder ohne Spesen“ beantworten können. Idealerweise kalkulieren Sie die Pauschalsätze grob für alle Ballungsräume, in denen Ihre Kompetenz häufig nachgefragt wird. In der Nähe des Wohnortes kann der Preis reduziert werden, um ähnliche Gewinne zu erzielen.
Botschaften
Wichtige Grundbotschaften für „neue“ Freiberufler sind:
– Vor allem am Anfang auf die Kosten achten. Erst wenn man regelmäßige und planbare Einnahmen hat, kann man hier großzügiger sein. Insbesondere langfristige, überdimensionierte Raummieten mit Verträgen über 5 oder 10 Jahre sowie Luxusautos sollten vermieden werden.
– Behalten Sie Ihre Liquidität im Auge, insbesondere vor dem Hintergrund der Steuern.
– Nehmen Sie sich viel Zeit, um den Marktpreis zu kalkulieren und bleiben Sie realistisch. Eine realistische Einschätzung kann beispielsweise durch Freelancer-Foren und Gespräche mit spezialisierten Personaldienstleistern oder auch anderen Selbständigen erlangt werden. Viele denken zu sehr „Was brauche ich im Vergleich zu einer Festanstellung“ und betrachten die Marktpreise nicht ausreichend. Kein Auftraggeber wird Ihnen mehr bezahlen, nur weil Ihre Kosten vergleichsweise hoch sind. Andererseits sollten Sie sich auch nicht zu billig verkaufen. Nehmen Sie sich Zeit für die Frage „Was bin ich auf dem Markt wert?
OURLANCE ist spezialisiert auf die Compliance-konforme Durchführung von Projekten mit externen Mitarbeitern. Wir verstehen uns als Partner unserer Kunden und (Solo-)Selbständigen. Unser Alleinstellungsmerkmal ist, dass Sales und Sourcing durch selbständige Partner durchgeführt werden.
Matthias Ruff, aus dem Fachbuch „